Offener Brief an Gabi Fograscher (MdB) und Heinz Paula (MdB)

26. Februar 2012

Liebe Gabi, lieber Heinz,

mit großer Bestürzung habe ich den Nachrichten entnommen, dass Rösler und Röttgen sich bei der PV-Kürzung einig geworden sind. Die Vorstellungen des Marktradikalen und des angeblich Konservativen sind für mich ein Kniefall vor der Atomlobby in Deutschland. Mit einem Streich wird ein Wirtschaftszweig mit ca. 150.000 Beschäftigten der Garaus bereitet – nichts anderes sind die Auswirkungen dieser „Ideen“.

Die Fakten zu Photovoltaik sind:

  1. Solarenergie hat das größte Erzeugungspotenzial von allen Energieträgern

  2. Solarstrom ist bald voll wettbewerbsfähig

  3. Solarstrom passt gut ins deutsche Energiesystem

  4. Solarstrom ist sicher, sauber und macht unabhängig

  5. Deutschlands Solarindustrie schafft Werte

  6. Solarstrom ist Bürgerstrom

Zu Punkt 1:

Die Sonne ist mit Abstand der größte Energieträger – und scheint dazu noch kostenlos. Photovoltaik (PV) ist die am schnellsten wachsende Energieerzeugungsform. Ihr Beitrag zur deutschen Stromerzeugung hat sich allein in den letzten 5 Jahren nahezu verzehnfacht (auf derzeit knapp 3 Prozent). Bei einer moderaten Projektion des weiteren Ausbaus der Solarenergie können im Jahr 2020 bereits 15 Millionen deutsche Haushalte mit Solarstrom versorgt werden. Der PV-Anteil am deutschen Strom-Mix beträgt dann mindestens 10 Prozent. Solarenergie in Deutschland lässt sich schnell und genehmigungsrechtlich unkompliziert ausbauen: Allein die im Jahr 2010 neu installierten PV Anlagen produzieren so viel Strom wie das Atomkraftwerk Philippsburg 1. Solarstrom kann direkt beim Verbraucher erzeugt werden. Der Vorteil: Der notwendige Bau neuer Stromtrassen verringert sich deutlich.

Zu Punkt 2:

Während die Preise fossiler Energien immer mehr steigen, kann Photovoltaik bereits in wenigen Jahren zu einem der günstigsten Stromlieferanten überhaupt werden. Die Solarindustrie entwickelt sich entlang einer beeindruckenden Kostensenkungskurve. Vor allem PV-Module und Solarzellen werden immer günstiger. Aufgrund technischen Fortschritts und einer zunehmenden Massenfertigung in modernsten Solarfabriken konnten allein von 2006 bis heute die Anschaffungskosten für Solaranlagen halbiert werden – Tendenz weiter sinkend. Nächster Meilenstein auf dem Weg zur Wettbewerbsfähigkeit: Die Solarstromkosten unterschreiten ca. 2013 den Haushaltsstrompreis, den Privatkunden beim Versorger zahlen (Netzparität). Wenig später zieht Solarstrom preislich mit Strom aus Offshore-Windkraftwerken gleich. Ab 2017 werden schließlich immer mehr PV-Anlagen ohne EEG-Förderung rentabel und voll wettbewerbsfähig sein.

Zu Punkt 3:

Solarstrom deckt den Strombedarf und die Spitzenlast im Tagesverlauf sehr gut ab. Solarstrom ist gut kalkulierbar: Tagsüber wird fortlaufend produziert. Schwankungen (Sonne oder Wolken, Temperatur) sind mit modernen Prognosesystemen stets gut prognostizierbar. Das Angebot von Solarstrom ergänzt sich gut mit der Verfügbarkeit von Windenergie. Durch modernste Wechselrichter-Technologie wird die Netzaufnahmefähigkeit und –stabilität deutlich erhöht (z.B. blindleistungsfähige Wechselrichter). Stromüberschüsse können aufgefangen werden, durch • intelligente Kombination mit anderen Erneuerbaren Energien • Speichertechnologien • Last- und Erzeugungsmanagement

Zu Punkt 4:

Die Nutzung von Solarenergie lohnt sich auch in Deutschland: Das Dach eines durchschnittlichen deutschen Eigenheims reicht aus, um den Jahresstrombedarf einer Familie aus Solarenergie zu decken. Solarstrom wird dort produziert, wo die Menschen wohnen und Strom verbraucht wird. Solarstrom ist saubere, heimische Energie, die nicht importiert werden muss und Versorgungssicherheit unabhängig von Oligarchen und Oligopolen schafft. Der Eigenverbrauch selbst erzeugten Solarstroms wird immer lukrativer, weil der Preis für konventionellen Haushaltsstrom steigt.

Zu Punkt 5:

Photovoltaik schafft und sichert deutsche Arbeitsplätze in Forschung, Industrie und Handwerk. Bis heute sind durch die Photovoltaik-Technologie mehr als 130.000 Jobs entstanden. Photovoltaik beschert Deutschland einen hohen volkswirtschaftlichen Nutzen: Bei einem moderaten PV-Ausbau in Deutschland wird sich der volkswirtschaftliche Nettonutzen – unter Berücksichtigung aller Fördersummen – im Jahr 2030 auf 25 Milliarden Euro belaufen. Die deutsche Industrie hatte 2009 einen Weltmarktanteil von 50 Prozent am Maschinen- und Anlagenbau im PV-Bereich. Bei einem stark wachsenden Weltmarkt ist einer Umsatzverdreifachung von 2 auf 6 Milliarden Euro zu erwarten. Auch bei Solarzellen, Solarmodulen und bei den Wechselrichtern kann die deutsche Wirtschaft von einem stark wachsenden Weltmarkt profitieren und – selbst bei sinkenden Weltmarktanteilen – ihre Umsätze kräftig steigern. Bis 2013 werden mehr als 5 Milliarden Euro in den Auf- und Ausbau modernster Solarfabriken sowie in F&E am Standort Deutschland investiert.

Zu Punkt 6:

Während die großen Energiekonzerne bei der Wende zu Erneuerbaren Energien auf der Bremse stehen, investieren viele Bürgerinnen und Bürger in PV. In Deutschland nutzen heute mehr als sechs Millionen Menschen die Kraft der Sonne und nehmen damit Ihre Strom- oder Wärmeversorgung selbst in die Hand.

Mit PV können sich Bürger – ob mit der eigenen PV-Anlage, durch Anteile an Bürgersolaranlagen oder durch kommunale Stadtwerke – unabhängig machen von großen Energiekonzernen und gleichzeitig viel Geld sparen.

Umfragen zeigen: PV ist die beliebteste Energiequellen der Deutschen. Weil Photovoltaik so breit akzeptiert ist, ist ihr weiterer schneller Ausbau möglich.

Deutschland verfügt über rund 2,3 Milliarden Quadratmeter Dachfläche, die sich für die Solarstromerzeugung eignet. Damit ließen sich rund 40 Prozent des gesamten Strombedarfs erzeugen. Hinzu kommen riesige Freiflächen-Potenziale.

Bitte helft die Energiewende zu verteidigen! Verweigert die Zustimmung zu dem genannten Gesetzesentwurf!

Mit freundschaftlichem Gruß

Achim Fißl