Sie spricht deutsch, ist in der katholischen Kirche aktiv, hat Arbeit - und soll abgeschoben werden. Einen Tag vor Weihnachten sollen Gloria Yosores und ihr Sohn Deutschland verlassen. Bürger und Kommunalpolitiker in Krumbach sind empört, wie ihr deutscher Ehemann sie im Stich gelassen hat.
Gloria Yosores kam vor vier Jahren von den Philippinen ins schwäbische Krumbach. Sie spricht deutsch, sie ist in der katholischen Kirchengemeinde aktiv, sie arbeitet und ernährt sich und ihren neunjährigen Sohn alleine. Dennoch soll sie am 23. Dezember, einen Tag vor Heiligabend, abgeschoben werden.
Das Schicksal der 46-jährigen Frau erregt in Krumbach und im Landkreis Günzburg viele Menschen über alle Alters- und Parteigrenzen hinweg. Sie sind empört, auf welche Weise der deutsche Ehemann Yosores im Stich gelassen hat und vor allem, wie die Behörden seither mit ihr umgegangen sind.
"Bitte einmal entsorgen und abschieben"
Gloria Yosores war mit ihrem damals fünfjährigen Sohn Joseph Benedict nach Schwaben gekommen, um hier einen Deutschen zu heiraten. Der verließ seine Frau jedoch 2013 - zwei Monate bevor sie ein alleiniges Aufenthaltsrecht bekommen hätte. Kurz nach seinem Auszug informierte er die Ausländerbehörde über die Trennung. Dieses Vorgehen bezeichnet der SPD-Kreisrat Achim Fißl so: "Liebe Behörde, hier ist meine lästige Gattin, bitte einmal entsorgen und abschieben."
Das Landratsamt Günzburg tat ihm diesen Gefallen. Es ordnete an, dass die Familie Yosores am 23. Dezember Deutschland zu verlassen habe. Das Schreiben des Amtes trägt die Überschrift: "Ihre und die freiwillige Ausreise Ihres Sohnes." "Eine freiwillige Abschiebung, das ist pervers", sagt Kreisrat Fißl. "Und dieser Landkreis nennt sich auch noch Familien- und Kinderregion." Joseph Benedict Yosores ist heute neun Jahre alt, besucht die dritte Klasse und bereitet sich auf die Kommunion vor. "Er spricht und denkt deutsch, für ihn wäre die Abschiebung auf die Philippinen ein Kulturschock", sagt Fißl.
Wie die Familie unterstützt wird
Zu den Unterstützern der Familie gehört auch Karl Kling, der für die CSU von 1982 bis 1994 Landtagsabgeordneter war. Er kann nicht fassen, mit welcher Strenge die Behörden diesen Fall bearbeitet haben. "Ist das christlich? ist das menschlich? Ist das sozial?", schreibt Kling in seiner Petition an den Landtag.
Am Mittwoch übergaben Freunde der Familie dem Günzburger Landrat Hubert Hafner (CSU) eine Liste mit 5500 Unterschriften von Bürgern, die um ein Bleiberecht für Yosores bitten. Der Stadtrat von Krumbach verabschiedete einstimmig eine Resolution für die Familie. Der Kreistag stimmte ebenfalls zu - mit 25:22 Stimmen. Landrat Hafner sprach sich wie viele CSU-Kreisräte dagegen aus. "Das kommentiere ich nicht", erklärt CSU-Mann Kling. "Es besteht noch Hoffnung", sagt Maria Wagner, die Leiterin des Krumbacher Kinderhortes, "dass die Familie wenigstens bis zur Sitzung des Petitionsausschuss im Januar bleiben darf.
Aus der Süddeutschen Zeitung vom 18.12.2014