Die Revolution (1918/19) Die Gründung der Arbeiterräte

Am 29. September 1918, nach der mißglückten Frühjahrsoffensive der deutschen Truppen und nach dem Rückzug in die Siegfriedstellungen, forderte General Ludendorff, dass sofort ein Waffenstillstandsangebot gemacht werde. keine 24 Stunden dürfe man mehr warten, die Ostfront könne jeden Augenblick zusammenbrechen. Acht Tage später hatte er es sich schon wieder anders überlegt, nun verlangte er die Zurückziehung des Waffenstillstansangebotes und die Ausrufung der nationalen Verteidigung. Doch die meisten Deutschen hatten genug. Sie wollten sich nicht länger von diesem rücksichts- und gewissenlosen Militärdiktator an der Nase herumführen lassen. Sie wollten endlich Frieden und Brot. Jahrelang hatte das Volk gehungert, die Menschen waren so entkräftet, dass viele an einer einfachen Grippe starben, auch in unserem Landkreis.

Am 9.November gelangte die Nachricht, dass in München die Revolution ausgebrochen sei, nach Günzburg. Noch bevor es zu größeren, sinnlosen Ausschreitungen der verbitterten Bevölkerung kam, nahm die organisierte Arbeiterschaft das Heft in die Hand. Schon am nächsten Tag, am Sonntag 10.November 1918 wurde ein Arbeiter- und Soldatenrat für den Landkreis, am Montag 11.November ein Arbeiterrat für die Stadt Günzburg gebildet. Zwei Tage später erließ der Günzburger Arbeiterrat folgenden Aufruf:

Arbeiter und Soldaten! Helft durch Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung. Eine Belästigung der Mitbürger darf in keiner Weise erfolgen. Den Ordnungsmannschaften des Arbeiterrates ist unbedingt Folge Zu leisten. Günzburg, am 13.November 1918 Der Arbeiterrat der Stadt Günzburg: Simon, Vorsitzender

Der Bezirksarbeiterrat (Günzburg-Land) stand unter der Führung von Otto Geiselhart (Krankenkassenassistent in Burgau), Anton Klaiber (Schneider aus Ichenhausen) und Anselm Schmucker (Maschinist aus Offingen). Alle drei waren Sozialdemokraten und freie Gewerkschaftler. Wenngleich die Arbeiterräte eine überparteiliche Einrichtung waren und auch parteilose Arbeiter und christliche Gewerkschaftler als Mitglieder hatten, so standen sie doch überall unter der Führung der Sozialdemokraten. Nicht nur in Günzburg auch in den anderen Orten enstanden Arbeiterräte, so in Burgau, (Otto Geiselhart, Jakob, Alois Kaltenegger, Ignaz Buhl, um nur einige Namen zu nennen), in Ichenhausen...in Offingen...in Jettingen sowie in den Dörfern Oberknöringen, Oberwaldbach, Bühl, Limbach, wo er nur aus Landarbeitern bestand.