Die Anfänge (1887 - 1914), Burgau

Aber auch in anderen Orten regte sich die sozialdemokratische Bewegung. So berichtet der Gendarmerie-Stationskommandant Johann Hurler von Burgau am 3.Juni 1893 an das Bezirksamt:

"Dem königlichen Bezirksamt bringe ich hiermit zur Anzeige, daß am gestrigen Nachmittag sich der als sozialdemokratische Agitator bekannte Schuhmacher Alois Fäustle von Oberknöringen mit ca. 50 Sozialdemokraten bzw. Gesinnungsgenossen von Burgau, Oberknöringen, Konzenberg und Röfingen in der Wirtschaft des im Betreffe genannten Selzle einfand, um hier eine Versammlung abzuhalten bzw. vor denselben Vorträge zu halten. Als ich von Selzle nachmittags von dem Zusammentreten dieser Versammlung Kenntnis erhielt, nachmittags im Beisein des Gendarmen Andreas Leonhard und des Polizeisoldaten Scheppach in die Selzle'sche Gastwirtschaft, um mich vom Thun und Treiben zu überzeugen bzw. dieselben zu überwachen. Bei unserem Erscheinen stand Fäustle alsbald auf einem Stuhl und wollte mit einem Vortrage /sozialdemokratisches Gedicht) beginnen, was ihm aber durch mich und Gendarm Leonhard sofort untersagt wurde. Nachdem ich auch alle anderweitigen Reden untersagt und sie auf die sie in dieser Beziehung treffenden rechtlichen Folgen aufmerksam gemacht hatte, entfernten sie sich wieder, ohne daß hierbei weitere Ausschreitungen vorgekommen sind..."

Die versammlung wurde einfach an einem anderen Tag in freier Natur fortgesetzt. Sie war ohne polizeiliche Genehmigung und ohne öffentliche Einladung erfolgt. Zu ihren Organisatoren hatten außer dem genannten Schuhmacher Alois Fäustle die Taglöhner Johann Kaspar und Max Rößle aus Oberknöringen sowie der Schuhmacher Kaspar Jaser und der Taglöhner Rupert Holzbock aus Burgau gehört. Das die Polizei versuchte, der Arbeiterbewegung, wo immer sie nur konnte, zu unterdrücken, war damals gang und gäbe. Alles, was nur im entferntesten nach Auflehnung gegen die staatliche Obrigkeit roch, sollte mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden. Am schärfsten war die Polizeiaufsicht natürlich in der Zeit der Sozialistengesetze (1878 - 1890) gewesen. Auch im Landkreis Günzburg hatte die Gendarmerie durch Bruch des Briefgeheimnisses zwei frühe Anhänger der Sozialdemokratie ausfindig gemacht: Anton Floetzner und den Schreiner Ludwig Gastel aus Autenried. Sie hatten mit der Post die in Paris gedruckte sozialdemokratische Zeitung "Die Freiheit" zugesandt bekommen. Da beiden keine sonstigen "Übeltaten" nachgewiesen werden konnten, blieb eine Bestrafung aus.

Aber trotz der Unterdrückungsmaßnahmen hatte die Arbeiterschaft den längeren Atem. auch in Burgau kam schließlich 1911 ein Ortsverein der SPD zustande: * Josef Klein, Drechsler, Vorstand
* Karl Lipp, Bauernsohn, stellv. Vorsitzender
* Anton Mack, Versicherungsagent, Schriftführer
* Otto Geiselhart, Käser, Kassier

Schon vorher, 1904 war in Günzburg ein Ortsverein gegründet worden unter der Führung von Michael Saur als Vorsitzendem, Karl Diesinger als Kassier, Johann Messerschmidt aus Denzingen als Schriftführer, Anton Blank und Jakob schilling als Beisitzer.

Dem Vorstand des 1907 in Ichenhausen gegründeten Ortsvereins gehörten u.a. an: Wilhelm Lippl aus Oxenbronn als Vorsitzender, Adam Fambach als stellv. Vorsitzender, Thomas Ley als Kassier und Johann Baumer als Schriftführer.