Stellungnahme zum Kommentar von Martin Ferber in der Augsburger Allgemeinen vom 24.2.2012 „Verwöhnte Solarbranche“

29. Februar 2012

  • Überschrift „Verwöhnte Solarbranche“
    Schon die Überschrift zeugt davon, dass hier jemand neidisch ist auf eine Branche; nach dem Motto „jetzt zweigen wir es euch aber…“. Die böse Solarbranche, die wie die Maden im Speck auf Kosten der Allgemeinheit leben und fast nichts arbeiten wird an den Pranger gestellt…
  • „Es ist eine grandiose Erfolgsstory“
    Einer der wenigen richtigen Statements im ganzen Kommentar. Seit Hermann Scheers EEG steigt die Erzeugung von Strom aus EE rasant an – auch die von Photovoltaik.
  • „Doch die Produktion rentiert sich nur, weil sie überaus üppig gefördert wird.“ Die Frage der Energiewende und des Klimawandels ist nicht nur eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Wie rentiert sich Strom aus Kohle und Atom? Die gesellschaftlichen Kosten des Klimawandels belaufen sich auf 1.000 Mrd. €. Atomstrom kostet mit den Kosten der Endlagerung über 250 Cent/kWh. Würden die Atomkonzerne die Kosten trag für die Endlagerung, müssten sie alle sofort Insolvenz à la Tepko anmelden. PV rentiert sich für den Einzelnen – er zahlt aber zuerst mal 13 Jahre lang nur zurück. Danach gehören dem Bürger noch 7 Jahre die Einspeisevergütung selbst. Üppig sieht anders aus: 80 Mrd. € Gewinn der vier großen Stromkonzerne in nur 6 Jahren, oder über 25% Rendite bei RWE – und das alles auf Kosten der Allgemeinheit: wir sollen die Endlagerung zahlen! Volkswirtschaftlich rentiert es sich: keine Englagerungskosten, sondern nahezu 100% Recycling, keine Umweltverschmutzung während des Betriebes. Die simplifizierte Gesamtkostenrechnung: 1 kWp 2.000€, Laufzeit 40 Jahre, Stromertrag 850 kWh/kWp pro Jahr ergeben 34.000 kWh ergeben 2.000€/34.000kWh = 6 Cent/kWh – ohne Umweltschäden und ohne Endlager!!!!
  • „Acht Milliarden Euro brachten die Stromkunden letztes Jahr dafür auf.“ Die 160 Milliarden für Atomenergie haben wir alle schon gezahlt – und der weitaus größere Finanzakt der Endlagerung steht uns erst noch bevor!
  • „FDP-Wirtschaftsminister Rösler und CDU Umweltminister Röttgen treten daher auf die Bremse.“ Richtig und Falsch zugleich: Richtig ist, dass die Energiewende massivst ausgebremst wird, wenn nicht gar zerstört wird. Eine Reduktion der Erträge von gesamt fast 40% innerhalb weniger Wochen verträgt keine Kalkulation. Alle Aufträge für PV-Anlagen für April 2012 und später sind storniert bzw. auf Eis gelegt. Rechnen will gelernt sein! Falsch ist, dass sie die Kosten für uns reduzieren: Sie müssten die Atomkraft so schnell wie möglich abschalten – das ist unser Milliardengrab!
  • „Zwar läuft die von üppigen Subventionen verwöhnte Solarbranche gegen diese Kürzungen Sturm, gleichwohl müssen selbst die glühendsten Verehrer der regenerativen Energien anerkennen, dass dieser Schritt unausweichlich ist, um den überhitzten, ökonomisch aber unsinnigen und den Wettbewerb verzerrenden Photovoltaik-Boom auf ein vertretbares Maß zu stutzen.“ Die Maden im Speck proben Aufstand, müssten aber doch einsehen, dass es in Zukunft nicht mehr so viel Speck gibt. Hermann Scheer würde als glühender Vertreter der Solarenergie die Zerstörung der Energiewende wohl nicht einsehen – wir auch nicht! Unausweichlich erscheint momentan das Ausscheiden der FDP zur nächsten Bundestagswahl. Überhitzt ist vielleicht der Kopf von Martin Ferber – das kann ich nicht beurteilen, aber sicherlich nicht die Energiewende. Wenn wir nach Global 2000, nach Harrisburg, nach Tschernobyl, nach Fukushima die Energiewende weg von Atom hin zu Erneuerbaren Energien bremsen, dann stimmt etwas nicht! Was ist bitte ökonomisch unsinnig: umweltzerstörende Techniken einzusetzen, die unseren Kindern und Enkeln die Zukunft verbauen und ein Milliardengrab bei der Endlagerung über tausende von Jahren zu finanzieren oder umweltfreundliche und recyclebare Techniken zu fördern? Welcher Wettbewerb wird denn verzerrt: PV-Anlagen werden vom Betreiber auf seine Kosten recycelt. Der Atommüll wird noch nicht von E.ON & Co bezahlt, sondern von der Allgemeinheit. Das vertretbare Maß liegt wo anders: wir wollen nicht 20% Strom aus EE, sondern 100%! Stutzen – nein danke! Beschleunigen – ja bitte!

Achim Fißl

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